Das Preisgericht lobte die „interessante Herangehensweise mit starker Bezugnahme auf den Ort – sowohl in historischer als auch topografischer Hinsicht. Durch das „Abkratzen“ im Sinne eines Palimpsests werde tiefere Schichten sichtbar gemacht und in Kombination mit Geländemodellierungen eine spannende, identitätsstiftende Gestaltung geschaffen.“

Schichten sichtbar machen


Von
der mäandrierenden, artenreichen Auenlandschaft der Donau über den Güterbahnhof und Nahversorger der Stadt bis hin zu vielfältigen Zwischennutzungen und den Gräueltaten der dunkelsten Epochen des 20. Jahrhunderts ist das Areal des Nordwestbahnhofs von einer vielschichtigen Vergangenheit geprägt. Im Sinne der Entwurfsmethodik des Palimpsests werden diese historischen Schichten durch gezieltes Abkratzen freigelegt und in die künftige Parkstruktur eingebunden. Unser Ansatz „The Wild Line“ greift die historischen Schichten des Ortes auf und ergänzt sie um neue Ebenen, die aus den klimatischen und sozialen Anforderungen entstehen.

Vom Konzeptmodell zum realen Park:

In der ersten Phase des Wettbewerbs setzten wir auf eine haptische Auseinandersetzung mit der neuen Topografie, indem wir intensiv am Modell arbeiteten. Durch das Ausschneiden von Höhenschichten wurde der Geländeabtrag direkt sichtbar und konnte gleichermaßen als Aufschüttung an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. So entstand Schritt für Schritt eine bewegte Auenlandschaft mit spannenden Raumabfolgen und starken Atmosphären. Ein großer Vorteil dieser Arbeitsweise war zudem die unmittelbare Integration des Themenkomplexes Regen-wasserrückhalt und -versickerung, der eine zentrale Rolle in der Funktionsfähigkeit des Parks spielt.

Im Spannungsfeld zwischen Urbanität und Wildnis

Zentrales Ziel des Entwurfs ist es, möglichst viel hochwertiges, klimawirksames Grün zu schaffen. Umfangreiche Baumpflanzungen und lockere Baumgruppen fördern Verdunstung und Verschattung und bilden damit eine wirksame Antwort auf die zunehmend extremen Sommerbedingungen in Wien. Die „Wild Line“ mit ihren dichten, atmosphärischen Wildnisräumen steht dabei exemplarisch für ein neues, zukunftsfähiges Parkbild – klimaresilient, naturverbunden und identitätsstiftend. Um diese hohe landschaftliche Qualität dauerhaft zu sichern, sind die intensiv genutzten Zonen bewusst an den Parkrändern platziert.